Hans Körnig – Malerei und Grafik
Über die Veranstaltung
Der 1905 im sächsischen Flöha geborene Hans Körnig studierte 1930 bis 1933 an der Dresdener Kunstakademie. Er war dort Schüler von Richard Müller und Hermann Dittrich, im letzten Studienjahr bei Ferdinand Dorsch und Max Feldbauer. Die Kunstakademie verließ er 1933 aus stillem Protest gegen die Entlassung von Otto Dix. Aus dem 2. Weltkrieg kehrte er 1945 aus russischer Gefangenschaft mit einer schweren Unterschenkelverletzung, die eine Amputation nach sich zog, in seine Heimatstadt Dresden zurück. In den Jahren 1949 bis 1961 entstand dort sein malerisches Hauptwerk. Zentrale Themen seiner Malerei sind die Familie, das Porträt und der menschliche Körper. 1953 begann Hans Körnig sich neben der Malerei auch intensiv mit der schwierigen Technik der Aquatinta zu beschäftigen. Im gleichen Jahr entstanden bereits mehr als 60 Blätter. Der offizielle Ausstellungsbetrieb in der DDR blieb ihm als unangepassten Künstler weitgehend verschlossen. 1958 schloss man ihn schließlich aus dem Verband der Bildenden Künstler aus. Legendär wurden dennoch seine privat organisierten Ausstellungen in seinem Dachatelier im Dresdner Wallgässchen. Kunsthistoriker, Künstlerkollegen und auch Otto Dix gehörten zu den Besuchern der Veranstaltung, die in der Dresdner Kunstszene als Geheimtipp galt.
1961 sollte die Biografie und künstlerische Entwicklung Hans Körnigs einen abrupten Bruch erfahren. Der Mauerbau machte die Rückkehr nach Dresden von einer illegalen Reise nach Holland und Belgien mit Frau und Tochter Margarethe unmöglich. Das gesamte künstlerische Werk des 56jährigen wurde beschlagnahmt und blieb bis 1990 unzugänglich. Hans Körnig “strandete” mit seiner Familie nahezu mittellos im niederbayerischen Niederwinkling im Landkreis Straubing/Bogen und bezog das alte Kooperatorhaus, gleich neben der Niederwinklinger Kirche.
Der Künstler aus Dresden kam damals in ein bäuerlich und katholisch geprägtes niederbayerisches Dorf. Mit großen finanziellen Sorgen war Hans Körnig dort geistig und räumlich von seinen künstlerischen Wurzeln abgetrennt.
Die vermeintliche Dorfidylle ist für Hans Körnig wohl nie zu seiner “zweiten Heimat” geworden. Er war und blieb ein „Dresdner Original“, das seine sächsische Sprache pflegte. In seinem “Niederwinklinger Exil” widmet sich der Künstler neben dem Zeichnen, intensiv der grafischen Technik der Aquatinta. Gemalt hat er in Niederbayern nicht mehr. Körnig unternimmt meist jährlich eine Auslandsreise. Im Anschluss entstehen daraus umfangreiche Zyklen.
Die Reisen wurden in den 70er und 80er Jahren auch aus Altersgründen immer seltener. In dieser Zeit entstanden aber umfangreiche Grafik-Zyklen zu Werken von Kafka, Dürrenmatt oder Joyce.
1989 fand er den Freitod in Niederwinkling und wurde 1990 auf dem Inneren Neustädter Friedhof in Dresden bestattet.
Zum 100 jährigen Geburtstag Hans Körnigs zeigt die Stadtgalerie im Stadtmuseum eine umfangreiche Werkschau mit den – hier weitgehend unbekannten – Gemälden aus der Dresdner Zeit und Aquatinten aus Dresden und Niederwinkling. Zur Ausstellung erscheint in der Schriftenreihe der Deggendorfer Museen ein umfangreicher Katalog.