
Hubert Scheibl – Don’t wait for the dust to settle (From dusk till Dawn)

Über die Veranstaltung
Die Stadtgalerie im Stadtmuseum Deggendorf zeigt von 18. September bis 15. November 2009 unter dem Titel „Don’t wait for the dust to settle (From Dusk till Dawn)“ Malereien und Zeichnungen des oberösterreichischen Malers Hubert Scheibl, in einer umfangreichen ersten Einzelausstellung in Deutschland.
Scheibl zählt zu den bekanntesten Vertretern der zeitgenössisch abstrakten Malerei in Österreich und wurde in den 1980er Jahren als Hauptvertreter der „Neuen Wilden“ vor allem durch seine meist großformatigen, farbkräftigen Arbeiten auf Leinwand bekannt. Seine Malerei ist bis heute geprägt von vielfach übereinander gesetzten Farbschichten, lasierend, deckend, verwischt, gespachtelt und neuerdings verstärkt gekratzt.
Scheibls aktuelle Kompositionen horizontal gestaffelter Farbräume erinnern an die Tradition romantischer Landschaftsmalerei, indem sie menschliche Empfindungen über Parameter wie Farbe, Licht und Raum zum Ausdruck bringen. Scheibl inszeniert – ohne Abbilder der Natur zu schaffen – abstrakte Bildwirklichkeiten, die die Fiktion malerischer Landschaftsstimmung aufgreifen.
Neben der Natur inspirieren Hubert Scheibl ebenso filmische Erzählungen über existentielle Fragestellungen und tiefste Abgründe menschlicher Psyche. Das Spektrum reicht von Hitchcock-Verfilmungen, über Roadmovies wie „From Dusk Till Dawn“ bis hin zu utopischen Zukunftsvisionen wie der „Odyssee im Weltraum“. Der sich öffnende Bildraum unendlicher Weite wird auch hier zum Schauplatz komplexer Handlungsstränge.
Gleichermaßen gegenständlich angedeutete Motivik und abstrakte Struktur finden sich in Scheibls beeindruckenden Serien auf Leinwand, die durch gestische Kratzspuren nicht nur den vielschichtigen Prozess des Malens preisgeben, sondern auch der Linienführung auf der Oberfläche eine autonome Sprache verleihen. Oft übersteigert Scheibl die Geste des Pinselstriches als dominierendes Element witzig, ironisch bis sie nur noch als monumentale Hülle übrig bleibt.
Seine ebenso großformatigen Papierarbeiten lassen nicht nur Einschübe gestischer Spuren erkennen, sondern auch klar umrissene Formen, die durch ein Geflecht feinster Linien und monochromer Farbflächen überarbeitet werden. Die wie zufällig wirkenden Übermalungen und Verwischungen negieren die Zeichnung jedoch nicht, sondern werden von Scheibl gleichberechtigt in ein komplexes Farbsystem eingebunden. Geradezu surreale Bildwelten finden sich in den Collagen und Fotoübermalungen. Noch direkter hinterfragen sie Grundbedingungen menschlichen Daseins wie Evolution und Religion.
Ähnlich der Kratzspuren auf Leinwand, zeugt das Lineament auf Papier im Werk von Hubert Scheibl von der werkimmanenten Dialektik zwischen Realität und Illusion, existentieller Daseinsberechtigung und witzig humoresker Übersteigerung menschlicher Fiktionen.
In den letzten Jahren war Hubert Scheibl in zahlreichen internationalen Ausstellungen zu sehen. Die Deggendorfer Ausstellung zeigt einen umfangreichen Überblick dieser spannungsreichen Auseinandersetzungen zwischen Gegenstand und Abstraktion und in rund 50 Arbeiten einen Überblick zum Schaffen der letzten fünf Jahre.