Rut Kohn – Das Labyrinth der Welt – Labyrinth světa
Über die Veranstaltung
Im Rahmen der bayerisch-böhmischen Kulturwoche präsentiert die Stadtgalerie im Stadtmuseum Deggendorf nach einer Ausstellung in Prag erstmals die Bilder von Rut Kohn zu Johann Amos Comenius Werk „Das Labyrinth der Welt“.
Scharfsinnig und witzig schildert Comenius (1592 – 1670) darin die Welt seiner Zeit, seine poetische Sprache beschönigt nichts. Sein Held, der “Wanderer”, will seinen Beruf und seinen Platz im Leben finden, doch auf seiner Suche stößt er zunächst nirgendwo auf den guten und rechten Ort, sondern auf Unrecht und Enttäuschung – bis ihm eine Stimme den Weg zu ihm selbst weist. Johann Amos Comenius war nicht nur Humanist, Philosoph und Pädagoge, sondern auch ein Vertreter des “böhmischen literarischen Barock”. Auch der Landvermesser K. befindet sich in einem Labyrinth, einem Irrgarten unfasslicher und ungereimter Lebenserfahrungen. Diese Hauptfigur in Franz Kafkas (1883-1924) „Schloss“ fasziniert Rut Kohn wegen ihres Mutes, ihres Widerstandes gegen die Regeln, gegen ein System besinnungsloser Zwangsverordnungen.
Rut Kohn, die aus der Heimat Kafkas stammt, kennt dieses Gefühl. Sie hat 1967 der ehemaligen Tschechoslowakei den Rücken gekehrt und lebte zunächst in München und seit 1990 in Niederbayern. Nach großer Anerkennung in Deutschland, wurde Rut Kohn schließlich auch – ein Jahr vor Ihrem 70. Geburtstag – die Anerkennung ihrer ehemaligen Heimat zuteil. Als Künstlerin und eine der bedeutendsten Exiltschechinnen wurde Sie 2006 in Prag geehrt.
Die Bilder Rut Kohns sind keine Illustrationen. Vielmehr bilden Comenius und Kafka den Nährboden für eigene Erfahrungs- und Lebenswelten, die in ihre Zeichnungen einfließen. Sie bedient sich bei Ihren Arbeiten des Buntstifts, ein Malgerät mit dem üblicherweise Kinder erste Schritte der bildnerischen Gestaltung vollziehen. Ihre Virtuosität mit diesem Malgerät, lässt es in einem ganz neun Licht erscheinen. Als Malgrund verwendet sie neben Papier sehr häufig Holz, dessen Oberflächen-zeichnung Rut Kohn beim Gestaltungsprozess einbindet. Sie schafft es damit sowohl eine narrative Geste aber oft auch hermetisch abgeschlossene Bilderwelten zu erzeugen. Mit ihren Bildern zu Comenius und Kafka hält Rut Kohn im „Labyrinth der Welt“ auch der heutigen Gesellschaft den Spiegel vor.
Zur Ausstellung präsentiert der Verlag Karl Stutz in Passau die deutsche Ausgabe des bekanntesten Werks von Comenius mit Bildern von Rut Kohn.