
ELF – Münchner Künstlerinnen stellen aus

Über die Veranstaltung
“Was sie eint, ist jedoch der “Mythos des Schöpferischen”, die Suche nach tragfähigen Zeichen für eine transzendente Schönheit, die sich nicht der ästhetischen, rein formalen Verklärung der Kunst ergibt, sondern aus dem immer wieder aktuellen Bild-Schaffen eine befreite schöpferische Phantasie entstehen lässt.”
Hajo Düchting im Katalog zu “zehn Künstlerinnen aus München”, Kallmann-Museum, Ismaning.
Ein klares Bekenntnis zu Farbe, zum Bild als Farbkosmos, zu Ausdruck und Geste eint die (inzwischen11) Münchener Künstlerinnen, die sich seit bald zehn Jahren regelmäßig treffen. Geistige Anregung, ständiger Austausch und gegenseitige Unterstützung sind Grundlage gemeinsamer Projekte (z.B. ” zehn Künstlerinnen aus München”, Kallmann-Museum, Ismaning, “Consolatio Coloris”, “Offensatio Coloris”, Kulturmodell Passau). Die Künstlerinnen profitieren von ihren unterschiedlichen Temperamenten, Standpunkten und Arbeitsweisen. Denn die Einzelpositionen der Künstlerinnen kontrastieren miteinander. Sie erkennen ihre unterschiedlichen Ausdrucksformen an und beweisen auf ein Neues, daß die Malerei lebt.
Es existiert also keine einheitliche Stilrichtung, keine “Schule”. Das Spektrum der Arbeiten reicht von der expressiven-figürlichen wie auch ungegenständlichen Malerei bis hin zu konzeptionellen und multimedialen Ansätzen. Diese Bandbreite wirkt sich erfrischend auf den Diskurs um die Malerei aus.
Alle Künstlerinnen arbeiten unabhängig voneinander und so hat auch jede von ihnen eine eigenständige Position:
Zentrales Thema der Arbeiten von Yvonne Bosl ist die Auseinandersetzung mit bewegten Formen und gestischen Linien, die sie in Kontrast zu eher statischen Farbflächen setzt. Am Anfang des Malprozesses steht das Sammeln, Collagieren, immer wieder Verwerfen und Suchen. Dabei wird die Bildfläche oftmals übermalt und viele Farbschichten werden übereinander gelegt.
Im Laufe dieser Bearbeitungsphase beginnt sich ein bestimmter Rhythmus von Formen, die im Spannungsverhältnis zueinander stehen, abzuzeichnen. Das Wesentliche der Komposition zeigt sich deutlicher, lässt sich thematisch konzentrieren. Das einmal gefundene Thema wird schließlich auf mehreren Bildern transformiert und variiert.
Irene Fastner arbeitet figurativ.
“In der dicken Kruste aus Farbe und Collage, in den Unebenheiten der Leinwand verbirgt sich die lange Geschichte bzw. der langwierige Arbeitsprozess, in dem Irene Fastner mir ihren Figuren ringt. Sie sammelt, collagiert, karikiert, malt, erschafft und verwirft, bis der Bildgegenstand dingfest geworden ist . Die Figuren Irene Fastners suchen die größtmöglichste Autonomie, Ab- und Ausgeschlossenheit von ihrer Schöpferin… Rätselhaft , magisch und ambivalent – ironisch oder melancholisch – einsam, provokant und zuweilen belustigend wirkt ihre Nähe, der man sich ebensowenig wie die zur Seite gestellten Bildelemente bzw. mitgebrachten Attribute entziehen kann.” (Text Cornelia Kleyboldt)
Marta Fischers Bilder leben aus der Farbe und der Form. Sie will keine Geschichten erzählen – weder im figurativen noch im abstraktem Sinn. Ausgangspunkt ist bei ihr in der Zeichnung sowie in der Malerei – immer wieder die sie umgebende Realität und ihre Wahrnehmung auf diese Welt, ob es nun Gegenstände, Natur oder Kunstwerke sind. Im Laufe des sehr intensiven Malprozesses entwickeln sich ihre Bilder zu eigenständigen Behauptungen auf der Leinwand – pastoser, dichter Farbauftrag in vielen Schichtungen bestimmt ihre Malerei. Fischer sucht mit existenzialistischer Intensität immer wieder die Grenzen und Möglichkeiten ab, die die Malerei bietet – Licht, Raum, Tiefe und Volumen spielen genauso eine Rolle wie der Gedanke, dass ein Bild nichts anderes ist, als eine ebene Fläche.
Der Arbeitsprozess ist bei Inge Jakobsen eine dauernde Auseinandersetzung mit Gesehenem und Erlebtem, wobei sie eine illustrative Wirkung vermeidet. Die Arbeiten sind abstrakt, um jenseits ihrer Entstehung erlebt werden zu müssen. Jakobsen teilt die Gesamtfläche, oftmals vorher wiederholt in Skizzenbüchern, und geht daraufhin in eine fast meditative Kommunikation mit dem Papier ein, setzt, meist mit einem breiten Pinsel und schwarzer Tusche, die Malfläche in Bewegung, Ruhe oder Spannung. Die dadurch entstehenden Flächen und Formationen verkeilen sich, balancieren, und können Assoziationen an Landschaften, Felsen oder Zustände allgemein ausdrücken. Die Arbeiten sind eine Mischung aus konstruktivem und expressivem, ein Mix aus Reflektion und Spontaneität. Das Einfache und Ehrliche ist dabei das wichtigste, sowohl in der Materialwahl, wie z.B. breiter Pinsel, Tusche, Papier, wie auch im reduzierten Ergebnis.
Im Vordergrund der Arbeiten von Monika Lensler-Aresin steht die Farbe (ausschließlich reinste Pigmente in Verbindung mit Marmormehl oder Sand). Die malerische Auseinandersetzung – das Spiel der Farbe, die Komposition, der Rhythmus zwischen Fläche, Form und Zeichnung – steht im Dialog zu persönlicher Erfahrung und der Verarbeitung von visuellen Eindrücken.
Auf der typisch Münchener Maltradition fußend baut Siggi Mayr Bilder, die eine positiv gestimmte Lebenszugewandtheit vermitteln. Die Farben stimmen, schaffen Fläche und Raum, sind sehr direkt, ungrüblerisch auf die Leinwand gesetzt, wo sie sich behaupten – oder wieder weichen müssen. Auch die Formen wirken einfach und stark abstrahiert, verzichten aber auf konstruktiv-mathematische Elemente wie auch auf ornamentale Anleihen.
Andrea Ramos’ Bilder sind ursprünglich gestische Farbkompositionen im abstrakten Raum. Im Laufe des Arbeitsprozesses entwickeln sich Formen, die jedoch nie die Grenze zum Figürlichen überschreiten. Manchmal ließen sich Objekte vermuten, sie erscheinen jedoch nur zeichenhaft und bleiben als Rätsel in der Bildfläche.
Klare, kontrastreiche Farben findet man auch bei der Konzeptkünstlerin Petra Scherzer, die in ihren Zeichnungen, Installationen, Videos und eben auch in der Malerei das Erzählen thematisiert. Die Zeit, die während des Erzählens vergeht, die Geschichte selbst, das Thema “Evolution” .Archaisch anmutende Menschen und Tiere oder deren geheimnisvolle Verwandlung zum Mischwesen bevölkern die Bilder (auf LW oder Metall). In den expressiven Bildern mischen sich sinnliche, manchmal erotische Darstellungen mit geometrischen Formen, irreale Räume mit weiten Flächen.
Die Figuren von Katrin Siebeck (Holz, Stein, Metall und Acrylfarbe) zeigen auf spielerische Art die tiefere Verbindung zwischen Idee, Material und Farbe. Die dargestellten Tiere und Menschen wirken als Symbole, deren archetypischer Ursprung noch heute Bedeutung hat. Die Figuren transportieren einen verborgenen Humor durch die gewählten Posen hin zum Betrachter.
Kiki Stickls Zeichnung und Malerei beschäftigt sich mit Landschaft im weitesten Sinn. Landschaft ist auch Raum und Raumerfahrung. Wichtige Elemente sind Geschwindigkeit, Zeit, Bewegung, überlagerung und Transparenz, das Bild im Bild ebenso wie die Veränderung der Wahrnehmung durch digitale Bildbearbeitungsmöglichkeiten und die Fotografie. Schicht für Schicht verdichten sich die zuvor gesammelten Eindrücke zu ungegenständlichen Bildern, in denen Versatzstücke an das Landschaftsthema erinnern.
Die Arbeiten von Katharina Wild (Öl/LW) sind geprägt von ihrer Faszination für die Darstellung des Menschen. Sie verbindet eine ausgeprägte Körperlichkeit durch intensive Farben und bewegten Strich mit sinnlich wahrnehmbaren Geistes- und Gefühlswelten.
Tickets
Eintrittskarten erhalten Sie an der Kasse im Stadtmuseum. Info’s zu Ermäßigungen usw. finden Sie hier: Öffnungszeiten, Preise & Kontakt.